- hamitosemitische Sprachen
- hamitosemitische Sprachen,früher Hamitensprachen, Sammelbezeichnung für diejenigen Sprachen Nord-, Nordost- und Zentralafrikas, die semitisch sind oder als mit dem Semitischen verwandt angesehen werden (afrikanische Sprachen).Die Gesamtzahl der hamitosemitischen Sprachen liegt bei rd. 250, wovon etwa drei Viertel auf die Kuschitensprachen und auf die tschadischen Sprachen entfallen. Viele der hamitosemitischen Sprachen weisen spezifische gemeinsame Merkmale auf, z. B. ein Femininmorphem -t-, einen inneren (»gebrochenen«) Plural mit internem -a(a)-, ein binäres System zur Bezeichnung der verbalen Aspekte (Perfektiv/Imperfektiv), Übereinstimmungen bei den Personalpronomina, die konsonantische »Triade« (stimmhaft/emphatisch [glottalisiert]/stimmlos) und ein präfigiertes nominales Ableitungsmorphem m-.Während K. R. Lepsius, A. W. Schleicher und C. Meinhof die Urheimat der hamitosemitischen Sprachen in Asien (Mesopotamien) ansetzten, wird heute (I. M. Diakonoff, D. A. Olderogge, O. Rössler, H. Jungraithmayr, aber auch schon L. Reinisch) der präaride Raum Nordafrikas als Ursprungsgebiet angenommen. Als Bezeichnung für die hamitosemitischen Sprachen ist heute auch der Terminus afroasiatische Sprachen oder Erythräisch gebräuchlich.Schr. der Sprachenkommission der kaiserl. Akad. der Wissenschaften, Bd. 1: L. Reinisch: Das persönl. Fürwort u. die Verbalflexion in den chamito-semit. Sprachen (1909);M. Cohen: Essai comparatif sur le vocabulaire et la phonétique du Chamito-Sémitique (Neuausg. Paris 1969);O. Köhler: Gesch. u. Probleme der Gliederung der Sprachen Afrikas, in: Die Völker Afrikas u. ihre traditionellen Kulturen, hg. v. H. Baumann, Tl. 1, Allg. Teil u. südl. Afrika (1975);H. Jungraithmayr: Hamitosemitisch, in: Lex. der Afrikanistik, hg. v. H. Jungraithmayr: u. a. (1983).
Universal-Lexikon. 2012.